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Tilgners Appell zur Langemarckstraße überzeugt mit Differenz und Tiefe

In seinem Gatsbeitrag des Weser-Kurier vom 31. Mai 2025 plädiert der Bremer Autor und Filmarchivar Daniel Tilgner in seinem Meinungsbeitrag „Weiter denken bis zu den Menschen nach Belgien“ für einen verantwortungsbewussten und historisch reflektierten Umgang mit der Langemarckstraße – ein Standpunkt, den wir als Interessengemeinschaft zum Erhalt der Langemarckstraße in wesentlichen Punkten ausdrücklich unterstützen.

Tilgner stellt in seinem Artikel nicht nur den historischen Missbrauch des Langemarck-Mythos durch den NS-Staat heraus, sondern betont vor allem die Macht der Einordnung, die wir als demokratische Gesellschaft heute besitzen. Anstatt Geschichte zu tilgen, ruft er dazu auf, sie kontextualisiert zu erinnern – mit Blick auf die europäische Versöhnung, insbesondere mit den Menschen in Belgien. Das dortige tägliche Gedenken an den Ersten Weltkrieg, etwa an der Menenpoort in Ypern, dient ihm als lebendiges Beispiel für einen würdevollen, international anschlussfähigen Umgang mit schwieriger Vergangenheit. (Ein Gedanke, der sich auch in der Wanderausstellung im Staatsarchiv Bremen sowie in unserem Besuch  in Langemark deutlich wiederfand.)

Diese Haltung teilen wir. Auch wir sprechen uns nicht für ein unkritisches Festhalten am Straßennamen aus – sondern für eine differenzierte Aufarbeitung seiner Entstehung und Wirkungsgeschichte. Tilgner trifft mit seinem Plädoyer den Kern unserer eigenen Argumentation: Die Langemarckstraße darf nicht zur Projektionsfläche symbolpolitischer Schnellschüsse werden. Stattdessen sollte sie als Ausgangspunkt genutzt werden, um durch öffentliche Information, Dialog und historische Einordnung ein aktives Gedenken zu fördern.

Der Artikel verweist zudem auf das Unverständnis, das die Umbenennungsdebatte bei unseren europäischen Nachbarn auslöst – insbesondere in Belgien, wo der Begriff „Langemarck“ nicht nur als deutsche Kriegserzählung, sondern als reale, zerstörerische Erfahrung erinnert wird. Wer den Namen löscht, ohne ihn zu erklären, riskiert gerade dort Irritation – ein Aspekt, den auch wir in Gesprächen mit internationalen Partnern, Museen und Gedenkinstitutionen immer wieder gespiegelt bekommen.

Das verdeutlicht auch ein Blick nach Langemark selbst: Der Ort hat seinen Namen bis heute behalten – trotz der historischen Last, die mit ihm verbunden ist. Auch die dortige Kriegsgräberstätte, einst vom NS-Regime ideologisch überformt, wurde später zu einem Ort des Gedenkens und der internationalen Versöhnung. Ein Beispiel dafür, wie Erinnerung nicht durch Verdrängung, sondern durch bewusste Einordnung ihren Platz finden kann.

Wir danken Daniel Tilgner für diesen wichtigen Beitrag zur öffentlichen Debatte. Er zeigt, dass ein historisch sensibler und zukunftsgerichteter Umgang mit dem Thema nicht im Verdrängen, sondern im bewussten Erinnern liegt. Oder wie er selbst schreibt:

„Denken wir ‚Langemarck‘ mit Blick auf die Zukunft.“

Quelle: Weser Kurier vom 31.05.2025

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