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Langemarck im Fokus: Historische Tiefe, persönliche Perspektiven und offener Dialog

Mit einer eindrucksvollen Auftaktveranstaltung wurde am am 15. April 2025 im Staatsarchiv Bremen die Wanderausstellung zum Thema Langemarck eröffnet. Stephan Goebel von der Universität Kassel und Initiator der Ausstellung, Dr. Konrad Elmshäuser vom Staatsarchiv Bremen sowie Lisa Beutler, Vertreterin der Stadt Bad Wildungen, führten mit ihren einleitenden Worten kenntnisreich in die komplexe Thematik ein und betonten die Notwendigkeit einer differenzierten Auseinandersetzung mit dem historischen Narrativ rund um Langemarck.

Die Ausstellung selbst bot vielfältige Einblicke – von sorgfältig kuratierten Exponaten wie Feldpostbriefen und zeitgenössischen Zeitungsartikeln bis hin zu umfassenden Hintergrundinformationen zur Entstehung und Wirkungsgeschichte des Langemarck-Mythos, der sich vom Ersten Weltkrieg bis in die Zeit des Nationalsozialismus entwickelte und dort seinen ideologischen Höhepunkt fand.

Ein besonderes Augenmerk lag auf den persönlichen Feldbriefen von Wilhelm Kaisen an seine damalige Verlobte und spätere Ehefrau. Seine eindrücklichen Schilderungen des Kriegsalltags und der Realität der deutschen Besatzung gaben der historischen Dimension eine menschliche Tiefe – und machten gleichzeitig nachvollziehbar, weshalb er selbst eine enge Verbindung zu Langemarck empfand.

Ein Zitat, das im Kontext der aktuellen Debatte um den Umgang mit der Langemarckstraße aktueller ist denn je, stammt aus dem Jahr 1967 – aus Meine Arbeit, mein Leben von Wilhelm Kaisen (München):

Mich quält immer, wenn ich an den Beginn dieses Krieges denke, das große Unrecht, das die deutsche Heeresleitung durch den völkerrechtswidrigen Einmarsch in Belgien begangen hat. Dieses Unrecht sollte später zur offenen Wunde in der deutschen Kriegsschuldfrage werden. Bewußt offenes Unrecht zu begehen ist auch in der Weltpolitik ein Gift, das zerstört.

Wilhelm KaisenMeine Arbeit, mein Leben. München 1967

Ein wichtiger Bezugspunkt war dabei auch die fast hundertjährige Gedenktradition des Commonwealth War Memorial im belgischen Langemark: Dort wird seit Jahrzehnten täglich der Opfer des Ersten Weltkriegs gedacht – mit Kranzniederlegungen, Straßensperrungen und einer stillen, würdevollen Zeremonie, die weit über nationale Grenzen hinaus Anerkennung findet. Dieses fortwährende Gedenken erinnert daran, dass Langemarck nicht nur ein deutscher Erinnerungsort ist, sondern ein international geteiltes Mahnmal gegen das Vergessens.

Goebel wies in diesem Zusammenhang auf den Besuch des deutschen Botschafters im Rathaus von Langemark-Poelkapelle im November 2023 hin – eine Einladung, die von der ausstellenden Initiative ausgegangen war. Der Botschafter nehme inzwischen regelmäßig an den Gedenkfeierlichkeiten zum 11. November in Ypern und Langemark teil. Vielen sei in Bremen – wie auch in anderen deutschen Städten – nicht bewusst, dass Langemark längst Teil einer gelebten bundesrepublikanischen Erinnerungskultur geworden sei: als Ort der Versöhnung und des internationalen Dialogs. Dies war auch unser Eindruck bei unserem Besuch in Langemark.

Die Wanderausstellung war nicht nur ein geschichtlicher Rückblick, sondern auch ein Raum für Austausch: Besucherinnen und Besucher traten in einen offenen Dialog mit den Initiatoren der Ausstellung – Vertreter der Georg-Elser-Initiative waren ebenfalls anwesend, was trotz der Unterschiede grundlegend begrüßt wurde.

Die Ausstellung, die bis zum 06.06.2025 im Staatsarchiv Bremen zu besichtigen war und nun in weitere Städte mit noch existierenden Langemarckstraßen wandert, markiert einen weiteren wichtigen Schritt in der fortlaufenden Aufarbeitung des Langemarck-Komplexes – und lädt zur kritischen Reflexion statt zu schnellen Urteilen ein.

Die Interessengemeinschaft zum Erhalt der Langemarckstraße in Bremen dankt nochmal herzlich allen, die diese wichtige Wanderausstellung ermöglicht haben. Unser besonderer Dank gilt dem In Flanders Fields Museum in Ypern, der University of Kent in Großbritannien, der belgischen Gemeinde Langemark-Poelkapelle, dem Staatsarchiv Bremen sowie allen weiteren Mitwirkenden.

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